1.4 Wie viel Flirten ist OK?
Vor dem Tollahaus: Völlig verschwitzt steht die dunkelhaarige kleine Rosvita vor der Eingangstür des Berliner Wohnhauses und versucht, ihren mit Kindersitz, zweijährigem Kind und Einkaufstüten voll beladenen Drahtesel so zu balancieren, dass sie in der riesigen Schultertasche – auch Müllschlucker genannt – nach ihrem Schlüsselbund kramen kann. Sie hört, wie hinter ihr direkt in der „Parken-Verboten“-Einfahrt ein Auto den voll dröhnendem Motor aufheulen lässt und dann abrupt zum Stillstand kommt. „Zackig, was?“, geht ihr durch den Kopf. Genau: Sie dreht den Kopf um und sieht am Steuer ihren Nachbarn Zack, der das Familienkombi in der Einfahrt punktgenau zwischen zwei anderen Autos mit maximal zwei Zentimetern jeweils Abstand links und rechts parkt. Wow. „So was will ich auch mal können…“ denkt sie, und spürt, wie ihr Fahrrad sich gefährlich neigt… wie ihr alles in Zeitlupe entgleitet… „Eine Alleinerziehende hat immer noch eine Kraftreserve!“, geht ihr durch den Kopf. Ihr Fahrrad fällt nicht um! Ihr Leben fällt nicht um! Sie stemmt alles wieder in aufrechter Position. Doch was für einen Laut hat sie gerade dabei von sich gegeben – und warum muss nun Carlotta im Kindersitz in Wiederholschleife „Sssaise! Sssaise!“ sagen? Haben sie nicht den ganzen Tag eigentlich „Danke“ und „Bitte“ eingeübt?
Aus dem Kofferraum des Autos kriecht der Großteil der Familie Licht heraus: Zuerst Tommy, der direkt zu Carlotta belehrend lächelt: „SCHeiße heißt das. Sag mal: SCHeiße!“ Und schließlich Anemone mit blassem Gesicht und ein Zack, der einfach nur stolz über seine eigenen Parkkünste ist und zunächst im Einklang mit der Welt aussieht. Rosvita und Anemone sagen beide gleichzeitig zu den Kindern: „Sagt man nicht!!!“ Anemone betont: „Thomas!“ Tommy macht den Mund auf, beschließt aber, still zu sein. Die gesamte Fahrt vom Kindergarten bis hierher waren seine Eltern beschäftigt, ihm klar zu machen, dass er nie nie nie wieder verschwinden darf. Er will heute vor allem seiner Anemama keinen Kummer machen, und er will nicht mehr Thomas genannt werden.
Zack schließt mit dem Schlüssel aus der Hosentasche die dicke Eingangstür auf. Rosvita merkt, dass mit Anemone etwas nicht in Ordnung ist: „Espresso? Cappucino? Latte Macchiato? Bei mir?“ schlägt sie Anemone vor in perfekter italienischer Aussprache, blickt ihr dann auf den dicken Schwangerschaftsbauch und fügt hinzu: „Decaffeinato, natürlich!“ Anemone nickt. Zack nimmt Tommy an der Hand und führt ihn zur Wohnungtür der Familie Licht im Erdgeschoss: „Ab mit dir in die Wohnung, Freundchen. Lass mal nach deiner Schwester sehen, ob sie zurück aus der Schule ist, oder ob wir heute noch ein Kind suchen müssen….“ Anemone schaut ihn finster an: „Alles OK mit Maxie, sie hat schon gewhatsappt, dass sie zu Hause ist.“ Zack nickt und schließt die mit tausend Aufklebern verzierte Eingangstür auf. Er und Tommy kicken ihre Schuhe gekonnt weg, in den gesamten Flur, wie es sich einfach für Kinder und Männer gehört, und verschwinden hinter der Tür ins Chaos. Von Innen ist erfreutes Gebell zu hören.
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Es duftet nach Kaffee, Basilikum, Gebackenem… und noch ungefähr eintausend weitere leckeren Aromen in der sehr kleinen und sehr italienischen Küche im dritten Stock. Carlotta manscht mit Spiel-Teig herum. Rosvita schüttelt ihre dunkelbraunen Locken, sobald Anemone die Erzählung vom Verschwinden von Tommy beendet und die andere Sache mit der hübschen Polizistin angefangen hat: „Stai calma, chiara! Tine hast du gesagt? Ist sie braun gebrannt und durchtrainiert, ja?“ Anemone schluckt und nickt. „Ecco! Ich kenne sie. Ich bin doch auch bei McFit… “ Anemone reist die Augen ganz weit auf: „Aha… “ Roswita steht auf und legt Anemone beide Hände auf den Schultern: „Tutto e bene! Reg dich nicht auf, du bist schwanger! Hier ist die ganze Story: Du hast ja selbst gesagt, Zack steckt in seiner latenten Midlife-Crisis… deswegen geht er ja so oft ins Fitnessstudio. Da ist er über Tine gestolpert, und ja, vielleicht hat er auch ein wenig mit ihr geflirtet. Halt so, wie wir das in bella Italia machen… Dolce Vita! Wir spielen ja nur… das ist ja Balsam für Zacks Ego, du verstehst? Aufmerksamkeit von – wie sagt man hier? – Sahnetorte!!!“ Nein, Anemone versteht NICHT. Sie ist Deutsche und keine Italienerin! Und auch den Fehler muss sie gleich korrigieren, schließlich ist sie auch Pädagogin: „Es heißt Sahneschnitte, Rosvita!“ „Egal… Oh Mann, ich hätte das gar nicht erwähnen sollen. Höre gut zu und zwar bis zum Ende!“ Roswita ist voll in Fahrt und gestikuliert wild: „Es ist anders als du denkst. Es war auch anders, als Zack gedacht hat: Tine hat mit ihm eine Eiweißshake getrunken und dann kam ihr VER-LOB-TER vorbei. Ich hab das genau gesehen, ich war auf dem Cross-Trainer direkt dran. Die beiden bauen ein Haus und wollen Hilfe von Zack… “ Anemone ist nicht gerade beruhigt. Ihr Mann wollte was von der Schnecke und die Schnecke wollte nur ein Haus?
Was meint ihr, soll Anemone weiterhin misstrauisch sein? Oder einfach Zack flirten lassen und sich nichts draus machen? Kommentiert unten, was ihr machen würdet!
Übrigens, die Wendung hier im Text wurde von Sarah alias Yummymummy von Mamaslifestyle vorgeschlagen!
Wenn man ihn flirten lässt wer weiss wie lang es da dann nur beim flirten bleibt ich mein wenn man bewusst sich für Andere Interessiert stimmt ja etwas in der eigenen Beziehung nicht!
Leider flirtet es sich mit dickem Schwangerschaftsbauch nicht so gut, sonst hätte ich ihr vorgeschlagen, einfach mal selbst ein bisschen Zeit für sich einzuplanen und einen Mädelsabend mit Flirten zu machen.
Andererseits könnte sie ihrem Mann ja ein bisschen mehr Aufmerksamkeit schenken und sich von ihm mal die ganze Geschichte anhören, ihm zuhören. Und sich einen romantischen Abend zu zweit machen…