1.8 Wenn Eltern mal „miteinander reden müssen“

Mitternacht im Hause Licht – alles schläft, einer wacht: Die 13jährige Maxie schläft in Tommys Bett. Der fünfjährige Tommy schläft im Hundekorb von Dieter Wedel im Elternschlafzimmer. Hund Dieter Wedel schläft auf dem Wohnzimmerteppich. Papa Zack schläft schnarchend mit einer leeren Bierflasche auf der Brust auf dem Wohnzimmersofa und mit einem Bein auf dem Hund. Maxies Papa Julien und Ex von Anemone schläft in Maxies Bett.

Nur Anemone ist wach und räumt die Küche auf. In ihrem Bauch ist auch jemand wach. Anemone stupst liebevoll mit einem Finger zurück und lächelt. Dabei versucht sie eigentlich, klare Gedanken zu fassen und sich aus dem ganzen Abend und dem „Alle reden miteinander“ einen Reim daraus zu machen. Welche waren die drei wichtigen Regeln, an die man sich hält, wenn man wichtige Dinge zu klären hat? Anemone denkt an die Gesprächsregeln aus der KiTa, dessen Leiterin sie ist:

KiTa_Gespraechsregeln_Streit_Konflikte

1.  Ein ruhiger Ort, der Gemütlichkeit ausstrahlt und Fokussierung fördert
Nahezu der komplette Abend fand im Flur statt. Hach ja, der Flur… Wenn Gäste kommen, ist der Lieblingsspruch von Anemone: „Ihr denkt, bei uns ist eingebrochen worden? Hahaha, nein, wir haben zwei Kinder und ‚nen Hund, DAS GEHÖRT SO!“

Was ist im Flur passiert? Nachdem Anemone mit der Polizei fertig telefoniert hatte, stand fest, dass Julien, der Ex von Anemone und Papa von Maxie, sich in einen Kunstraub-Verdacht hineinmanövriert hatte. Die Polizei sagte, dass sie noch ermitteln muss, Julien sei aber einer der Verdächtigten für eine „große Sache“. Er gehöre zwar nicht ins Gefängnis, müsse sich aber an einem festen Ort aufhalten. Da er trotz seinem ganzen frankophilen Getue eigentlich marokkanischer Staatsbürger ist, brauchte er einen Bürgen, der für seine Unterkunft in Deutschland garantierte. Anemone war davon so überrascht, dass sie die Anfrage gar nicht ablehnen konnte. Sie sagte ja, legte auf und rief alle Familienmitglieder im Flur zusammen, um ihnen zu erklären, was Sache war.

2.  Genügend Zeit, sich gegenseitig zuzuhören und nachzufragen, wenn man etwas nicht verstanden hat.
Keiner der Familienmitglieder kapierte erst irgendetwas aus Anemones Gestammel. Zack fragte, ob der Babyturnschuh ein seltenes Pop-Art-Sammlerstück sei und deswegen das ganze Mysterium? Tommy und Maxie dachten, dass sie an einem Kunstraub teilnehmen würden und flitzten zur Unterwäsche-Schublade von Anemone, um sich Strümpfe über den Kopf zu ziehen. Hund Dieter Wedel hatte Hunger und bellte unentwegt. Und dann klingelte es an der Tür und Julien stand da, frisch wie immer, mit weißem Flatterhemd aus Leinen und zerzausten dunklen Locken. Er wurde kurzerhand von der Polizei zu den Lichts nach Hause gebracht, und zwar mit der Auflage, dass er sich zunächst bis auf WEI-TE-RES nicht aus der Wohnung entfernen dürfe – so der Beamte in sehr überdeutlicher Aussprache, mit kritischem Blick auf die Kinder mit Strumpfhosen über die Köpfen…

3. Ich-Aussagen, keine Verallgemeinerungen und Pauschalisierungen
Nachdem der Polizist weg war, brüllten alle durcheinander im Flur. Zack maulte Julien an, dass er nur Ärger mache und zu nichts gut sei. Maxie und Tommy wollten mit Julien kochen, und skadierten laut: „Wir haben Hunger, Hunger, Hunger, haben Durst!“ Der Hund machte nun Anstalten, dass jetzt ein dringenderes Bedürfnis als Hunger angesagt sei und jaulte an der Haustüre. Anemone wollte eigentlich schon noch erfahren, was sich zwischen der Polizistin Tina und Zack abgespielt hat, aber nun verstand Julien, dass Zack auch Probleme mit der Polizei habe und rieb das Zack unter die Nase: „Du aast au Prrroblemm mit die Rescht und Ordnung!“

4. Ein klares, für alle Seiten unmissverständliches Gesprächsergebnis
Zum Schluss schrieen und beschuldigten sich alle nur noch durcheinander. Da konnte Anemone nur noch ihren Kutscher-Pfiff mit zwei Fingern im Mund ausüben, mit dem sie in der KiTa große Gruppen zum Schweigen bringt, und laut kundgeben, dass sie alles erst morgen klären würden! Sie schickte Julien mit Maxie und Tommy in die Küche, zum Kochen und essen. Sie schickte Zack mit dem Hund nach draußen, Gassi. Sie selbst machte das, was in einem solchen Haushalt nun mal ansteht: Ein weiteres Stück der unendlichen Geschichte namens Wäsche waschen, einfach nur atmen und versuchen, nicht durchzudrehen. Als Zack mit dem Hund zurück kam, hatte er eine Flasche Bier in der einen Hand, eine Flasche Rotwein in der anderen und unter dem Arm Rhabarbersaft. Und da alle das Thema „Dinge klären“ und „Miteinander reden“ auf morgen geschoben hatten, entwickelte sich der Abend recht entspannt und lustig, alle quasselten, dann wurden alle müde. Anemone erlaubte, dass jeder schlafen dürfe, wo er mag…

Aber der nächste Morgen kommt ja. Was dann? Kommentiert kurz, wie es weiter gehen soll: Friedlich oder soll es noch mal richtig Zoff geben? 

2 thoughts on “1.8 Wenn Eltern mal „miteinander reden müssen“

  1. Alexandra

    Ich glaube in so einer Situation friedlich bleiben geht garnicht!!! ANNEMONE IST der Meinung das Zack sie betrügt, Zack muss den Ex aushalten (wer würde das schon Wollen?) die armen Kiddies bekommen die Anspannungen Unsicherheiten auch mit und reflektieren das nach aussen und Hunde haben ja eh diesen Sinn alle Stimmungen zu fühlen…

    Die ersten 3/4 Teile waren toll u irgendwie Alltäglich schwanger Eifersucht Theater daheim toll aus dem Leben gegriffen doch jetzt macht es nicht mehr so viel spass mit zulesen :/

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    1. beabeste Post author

      Liebe Alexandra, danke dir für dieses ehrliche Feedback. Ich habe mir das zu Herzen genommen und habe schon eine Idee, wie es nervenschonender weitergeht…

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